AlexanderTechnik: Ein Bericht

Ein Unfall mit Folgen 

Ein Unfall hat dazu geführt, dass eine Frau ihren Körper besser verstehen lernte. Indem sie ihre Körperwahrnehmung, Koordination und Bewegungsqualität verbesserte, konnte sie ihre Schmerzen deutlich reduzieren und entscheidend an Lebensqualität hinzugewinnen. Dies ist ein schöner und ausgewiesener Behandlungserfolg für die AlexanderTechnik.

Ein Einknicken beim Spitzentanz brachte das Leben meiner Klientin ganz schön ins Wanken: Sie konnte ihr rechtes Bein einen Moment lang nicht mehr bewegen und kaum beugen. Darauf folgten konstante Schmerzen, welche ihre Lebensqualität stark einschränkten. Als ehrgeizige Sportlerin war sie gezwungen, weniger und zum Teil gar keinen Sport mehr zu treiben. Schlimm war, dass sie auch in Ruhelage nicht schmerzfrei war.

Ihr Hausarzt überwies sie zu einem Orthopäden und später zu einem Rheumatologen. Es wurde ein MRI gemacht und sie erhielt Physiotherapie-Sitzungen. Durch die Physiotherapie-Übungen nahmen die Schmerzen jedoch zu, weshalb sie diese nicht gerne und oft auch gar nicht machte.

Ein Jahr später

Nach einem schmerzreichen Jahr entschloss die Klientin sich die Knieoperation durchführen zu lassen, die ihr empfohlen wurde. Die Schmerzfreiheit war jedoch nur von kurzer Dauer und nach einem Monat nahmen die Schmerzen täglich zu. Ein Infekt wurde ausgeschlossen.

Zum zweiten Mal wurde ein MRI gemacht und man konnte erkennen, dass ein Meniskusriss am Verheilen war. Die Ärzte teilten ihr mit, dass die vollständige Heilung noch vier Jahre dauern konnte.

Weitere von Schmerzen geplagte 10 Monate vergingen, bis sie es nicht mehr aushielt und erneut nach Hilfe suchte und einer Infiltration mit Kortison zustimmte, um eine Schmerzlinderung zu erzielen. Kurz nach dem Eingriff kamen die Schmerzen jedoch wieder heftiger als zuvor zurück. Die Ärzte waren ratlos.

Offen für Neues: AlexanderTechnik

Nach bald zwei Jahren eingeschränkter Lebensqualität hörte die Klientin von Wise Medicine und der AlexanderTechnik Methode. Sie wollte ihre ursprüngliche Fähigkeit zur ganzheitlichen Koordination wieder entdecken, möglichst schmerzfrei werden und endlich wieder ein sportliches und unbeschwertes Leben geniessen können!

Sie war neugierig und bereit für eine Veränderung, denn so konnte es nicht weitergehen!

Bereits während der Befundaufnahme erkannte sie, dass die AlexanderTechnik Methode nicht einfach eine Behandlung war, sondern vielmehr einen Prozess und einen Erfahrungsweg beinhaltete. Sie wurde von Anfang an mit einbezogen und konnte ihr bestehendes Wissen nutzen, erweitern und ausbauen. Durch das gemeinsame Beobachten und Hinterfragen der momentanen Situation und die dadurch entstandenen Bewegungs- und Haltungsmuster konnte sie unter anderem erkennen, dass sie eine Schutzhaltung entwickelt hatte. Da klar war, dass der Meniskusriss am Heilen ist und keine akuten anderen Probleme vorhanden waren, schien es nur logisch, diese Schutzhaltung wieder loszulassen. Doch: Einfacher gesagt als getan…

Die Reise beginnt

Und so begann für die Klientin eine intensive, aber spannende Prozessreise.

Die Klientin erfuhr, dass durch ihre Schonhaltung das Kniegelenk „einrostet“, was einer Heilung nicht zuträglich ist. Gelenke brauchen feine Bewegungen, um genährt zu werden und beweglich zu bleiben. Dieses Wissen half ihr, sich trotz des zu Beginn sehr starken und automatischen Schutzreflexes mehr Bewegung zu erlauben.

Die feinen Berührungen und Bewegungen sowie gedanklichen Anleitungen der AlexanderTechnik-Therapeutin halfen ihr dabei, sich auf neue Bewegungserfahrungen einzulassen.

Ermutigende Erfahrungen

Bereits nach der ersten Sitzung konnte die Klientin eine Verbesserung wahrnehmen. Sie verstand, wie wichtig das Zulassen von Bewegung für ihren Körper ist und achtete in ihrem Alltag vermehrt darauf, beweglich zu bleiben.

Schritt für Schritt, in Zusammenarbeit mit der Therapeutin, eignete sie sich mehr Wissen über das Funktionieren ihres Körpers an. Ihre Bewegungen wurden weicher, geschmeidiger und weniger «gehalten». Auch im Alltag setzte die Klientin ihr erworbenes Wissen nutzbringend ein und übte immer wieder, wie sie sich entlasten und achtsame Bewegungen kultivieren kann.

Durch Beobachten und Evaluieren von konkreten Bewegungsabläufen konnte sie nach fünf Sitzungen ihren Schutzreflex bewusst stoppen und ganzheitlich koordinierte Bewegungen initiieren und geschehen lassen. Eine neue Art sich zu bewegen, mit viel weniger Schmerzen, konnte sich etablieren.

Rückschritte ermöglichen weitere Fortschritte

Während der anschliessenden 7-wöchigen Ferienpause ohne AlexanderTechnik-Sitzungen hatte die Klientin kaum Schmerzen. Voller Freude wollte sie nun wieder richtig durchstarten und liess sich auch nicht durch den bevorstehenden Rettungsschwimmer-Wettkampf abschrecken.

Enttäuscht musste sie jedoch erkennen, dass die Schmerzen sofort und heftig zurückkamen. Da sie sich aber bereits ein beträchtliches AlexanderTechnik-Basiswissen aufgebaut hatte, konnte sie rascher wieder in das erlernte neue Bewegen und die Schmerzfreiheit zurückfinden. Das Überwinden des Rückschlages verstärkte gleichzeitig ihr Vertrauen in ihre Fähigkeit, selbst die Heilung zu beeinflussen.

Eine weitere Erkenntnis aus diesem Rückschlag war, dass Leistungsdruck einen starken Einfluss auf ihr Wohlbefinden hat und sie dazu neigt, sich unbewusst stark anzuspannen und ihre Lockerheit zu verlieren. Ausserdem war die lange Ferienpause ohne sportliche Betätigung keine optimale Vorbereitung für einen Wettkampf.

Dranbleiben zahlt sich aus

Bereits fünf Sitzungen später hatte die Klientin keine permanenten Schmerzen mehr, nach Sport nur ganz leichte, die nicht lange blieben. Ihre Wahrnehmung hatte sich so stark verbessert, dass sie ihre langjährige und unbewusste Tendenz, die Knie zueinander fallen zu lassen, selbst wahrnehmen und bewusst Einfluss darauf nehmen konnte.

Während der nun vierwöchigen Ferien machte sie regelmässig ihre AlexanderTechnik Achtsamkeits- und Muskelaufbauübungen. Sie kultivierte die neuen Koordinations- und Muskelverbindungen, so dass die Neuausrichtung der Beinachse gestärkt werden konnte.

Die Klientin verfeinerte ihre Selbstwahrnehmung konstant und bemerkte immer rascher, wenn ihr Körper störende Signale sendete und wie sie darauf reagieren konnte. Da die achtsamen Muskelaufbauübungen keine Schmerzen verursachten, beschloss sie, noch einen weiteren Schritt zu wagen.

Interprofessionelle Zusammenarbeit bei Wise Medicine

Gemeinsam mit dem Physiotherapeuten von Wise Medicine baute die Klientin ihre Muskelaufbauübungen aus. Stabilität, Sicherheit und Sprungkraft zurückgewinnen war unser aller Ziel.

Dies ist gelungen, denn bereits nach drei weiteren AlexanderTechnik-Sitzungen und direkt anschliessenden Physiotherapie-Sitzungen teilte sie uns mit, dass sie während und nach dem Turnen und Schwimmen keine Schmerzen mehr habe. Die Therapie wurde abgeschlossen.

Rückmeldung der Klientin

Seit nunmehr vier Monaten nimmt meine Klientin keine weiteren AlexanderTechnik-Sitzungen mehr in Anspruch. Sie schreibt: 

«Es geht mir gut. Ich habe mich so gut erholt, dass ich wieder Ballett tanzen und ins Rettungsschwimmen gehen kann.

Ich habe in der Therapie sehr gut gelernt, auf meinen Körper zu hören. Immer wieder wende ich nach anstrengenden Trainings auch die Regenerations-Übungen an – mit gutem Erfolg. 

Nicht immer gelingt es mir, die Methode direkt während der Aktivität anzuwenden. Das Gelernte aus der AlexanderTechnik ist aber präsent und dies hilft mir beim vermehrten Umsetzen.

Ich freue mich, dass ich beinahe schmerzfrei bin und wieder voll trainieren kann.»

Fazit

Ein Unfall zwang meine Klientin dazu, genauer hinzuschauen und sich für ihren Körper und dessen anatomische Funktionsweise zu interessieren. Durch die Verbesserung ihrer Körperwahrnehmung, Koordination und Bewegungsqualität konnte die Ursache, die zum Unfall beigetragen hat, erkannt werden.

Die lange vor dem Unfall vorhandene Tendenz, die Knie leicht zueinander fallen zu lassen, hatte ihre Beinachse geschwächt. Der Druck auf die Knie nahm zu und besonders im Spitzentanz wirkte sich die Fehlbelastung negativ aus. Das Einknicken war somit nur die Folge einer ungünstigen Gewichtsverteilung und geschwächten Beinachse.

Es freut mich sehr, dass meine Klientin sich für den körper- und prozesszentrierten Weg mit der AlexanderTechnik entschieden hat und nun ein wirkungsvolles Tool in der Hand hält, um ihr Leben auch in Zukunft leichter, beweglicher und gesundheitsfördernder gestalten zu können.

Hier finden Sie weitere Informationen zur AlexanderTechnik und zu mir als AlexanderTechnik-Therapeutin.

Cécile Baumann-Arnold