Herzratenvariabilität

Ein gesundes Herz schlägt nicht immer gleich. Es ist ständig bemüht, sich den äusseren Umständen und Anforderungen anzupassen. Einerseits muss es bei Belastung, beispielsweise beim Sport, schneller schlagen, um die Muskeln mit mehr Blut zu versorgen. Andererseits sollte es bei Pausen und in der Nacht zur Ruhe kommen und langsamer schlagen, um zu regenerieren. Diese Balance zwischen Anspannung und Entspannung ist für eine gute Gesundheit unerlässlich.

Der Herzschlag wird ebenso, wie alle wesentlichen Funktionsabläufe im menschlichen Organismus, durch das vegetative Nervensystem, auch autonomes Nervensystem genannt, gesteuert. Wobei der Sympathikus („Leistungsnerv“) anregend auf das Herz wirkt und der Parasympathikus („Ruhenerv“) eine beruhigende Wirkung ausübt. Diese Steuerung über die Nerven läuft unbewusst ab und kann willentlich nicht direkt, höchstens indirekt durch beispielsweise eine vertiefte Atmung, beeinflusst werden

Die Hauptaufgabe des vegetativen Nervensystems besteht darin, das Gesamtsystem in Balance zu halten und das innere Milieu an die unentwegt wechselnden Bedingungen und Erfordernisse unseres Daseins anzupassen. 

Gesundheit wird messbar gemacht

Um den Zustand, also die Balance und die Anpassungsfähigkeit des vegetativen Nervensystems zu messen und zu beurteilen, eignet sich eine Herzvariabilitäts (HRV)-Analyse. Wie gut die Abläufe im Körper funktionieren, lässt sich anhand des Herzschlages zeigen. Es ist eine hoch valide Messung, die jeglicher Goldstandard Literatur entspricht. Mittlerweilen ist die HRV-Messung eine wissenschaftlich anerkannte Methode und es liegen bereits über 3000 Forschungsarbeiten vor.

Was ist die HRV

Als HRV wird die Fähigkeit des Organismus bezeichnet, die Frequenz des Herzrhythmus über das vegetative Nervensystem zu verändern und anzupassen. 

Die HRV-Messung wird mittels eines Elektrokardiogrammes (EKG) gemacht und läuft wie eine 24 Stunden-EKG-Messung ab. Anders als beim klassischen EKG interessieren bei der HRV-Messung jedoch andere Daten. Das klassische EKG ist eine Kurve, die sich in verschiedene Abschnitte einteilen lässt, denen jeweils ganz bestimmte elektrophysiologische Vorgänge im Herzen zugrunde liegen. Bei der HRV interessiert jedoch die Herzrate, welche die Zeit zwischen zwei Herzschlägen beschreibt. Natürlich können auch medizinisch/kardiologische Beurteilung einer Messung, zum Beispiel ob Vorhofflimmern oder Arrhythmien vorliegen, vorgenommen werden. Dies gehört aber ins Fachgebiet der Kardiologie und fliesst in der Regel nicht in die HRV-Besprechung mit ein. Auf Patientenwunsch, kann aber eine Besprechung mit dem Kardiologen angeboten werden.

So können die fein abgestimmten Veränderungen der Herzschlagfolge sichtbar gemacht werden. Insbesondere das Wechselspiel zwischen Sympathikus und Parasympathikus lässt sich gut zeigen. Somit ist die HRV-Analyse ein wichtiges Messinstrument für die Regulationsfähigkeit, Vitalität und Gesundheit des Herzens und somit des ganzen Organismus. 

Für wen eignet sich eine HRV-Analyse?

Die HRV-Messung ist mittlerweile ein gut erprobtes Mittel um das vegetative Nervensystem zu untersuchen und ist für jeden geeignet, der mehr über die folgenden Punkte erfahren möchte: 

  • Balance zwischen dem Sympathikus/Parasympathikus während des Tages und in der Nacht

  • Entspannungs- und Regenerationsfähigkeit

  • Stressbelastung

  • Schlafqualität und Schlafmuster

  • Leistungsbereitschaft

  • Trainingszustand

  • Diverse Befindlichkeitsstörungen 

Wie kann dann die Herzratenvariabilität beeinflusst werden?

Verschiedene Faktoren können die HRV beeinflussen dazu gehören die Ernährung, Konstitution, die Psyche, Schadstoffe, organische Störungen wie Stoffwechselerkrankungen oder Schilddrüsendysfunktionen, Medikamente wie auch die Stressbelastung im Job und Alltag. 

Viel Stress, physisch oder psychischer Natur, führt beispielsweise zu einer überproportionalen Sympathikus-Aktivierung. Der Körper befindet sich im Alarmzustand und im Leistungsdruck. Das wirkt sich auch auf das Herz aus. Der Puls kann erhöht sein und auch in der Nacht oder bei Pausen nicht zur Ruhe kommen. Dies führt zu einer Verminderung der HRV. 

Im Gegensatz dazu, kann die HRV auch positiv beeinflusst werden und verbessert werden. Dafür ist es nie zu spät. Langzeitstudien belegen, dass die Lebensqualität und Lebenserwartung mit besseren HRV-Werten gesteigert werden kann. Durch einen gesunden und ausgeglichenen Lebensstil, durch die gezielte und individualisierte Mikronährstoffzufuhr, können Stressoren minimiert und dem Körper die fehlenden Stoffe zugeführt werden und so die HRV verbessert werden. Je nach Befindlichkeit helfen auch Pflanzenstoffe sehr gut. 

Die beste Herzratenvariabilität erreicht man im ausgeglichenen Zustand, wenn Sympathikus und Parasympathikus gleichermassen aktiv sind. Diesen Zustand möchten wir gerne erreichen und stärken. 

Ergänzungen zur HRV-Messung

Eine sinnvolle Ergänzung zur HRV-Analyse ist der Vergleich mit anderen Labor- und Untersuchungswerten. Die HRV-Messmethode ist nicht spezifisch, das heisst, es lassen sich keine konkreten Symptome oder Erkrankungen damit diagnostizieren. Ist aber die HRV verringert, deutet das immer auf eine Störung oder Erkrankung im Organismus hin. Werden bei einer Person erniedrigte HRV-Werte festgestellt, geht es darum den Stressor zu finden und ihn zu reduzieren.

HRV-Messungen bei Wise Medicine

Bei Wise Medicine bieten wir HRV-Messungen an und besprechen anschliessend die Resultate der Messung mit Ihnen. So können Schwachstellen aufgezeigt, aber auch Ressourcen gestärkt werden. Dazu gehört auch eine auf Sie abgestimmte Mikronährstoffberatung. 

 

Literaturverzeichnis

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Martina Fernandez